Liebe Patienten,
Cholesterin ist ein lebensnotwendiges Molekül im menschlichen Körper. Jede Zelle benötigt es als Baustein ihrer Zellwand. Gleichzeitig führt ein zu viel an Cholesterin in unserer Blutbahn zur Bildung von Verkalkungen und im Laufe der Jahre kommt es zu einer Schädigung praktisch aller Organe durch eine schlechtere Durchblutung (u.a. Nierenschwäche, Demenz, Herzschwäche). Im schlechtesten Fall bricht ein Stück einer Verkalkung (Plaque) auf, wird "fortgespült" und verstopft ein kleineres Gefäß komplett - dies ist beim Herzinfarkt oder Schlaganfall der Fall.
Es bleiben immer noch viele offene Fragen und die Wissenschaft wird hoffentlich in den nächsten Jahrzehnte mehr Antworten liefern. Die wichtigsten teilweise überraschenden Fakten Stand heute haben wir aber schon einmal für Sie zusammen gefasst.
Warum schädigt Cholesterin die Gefäßwand?
Cholesterin selbst ist vermutlich gar nicht so sehr das Problem. Das Problem sind manche der Cholesterintransporter. Cholesterin selbst ist nämlich nicht wasserlöslich. Daher kann es in der Blutbahn nur mithilfe von speziellen Transportmolekülen (Lipoproteine) bewegt werden. Das meiste Cholesterin wird in der Leber produziert und dann in die Blutbahn abgegeben. Am Zielort verlässt es mitsamt seiner Transporter die Blutbahn - leider bleiben dabei einige Moleküle in der Gefäßwand hängen und stecken fest. Es kommt daraufhin zu einer Entzündung an dieser Stelle - nach Ablauf der Entzündung bleibt eine Verkalkung (Plaque) übrig.
Manche beladenen Cholesterin-Transporter bleiben eher in der Gefäßwand stecken als andere. Problematisch ist vor allem das sogenannte LDL-Cholesterin.
Kann man durch Ernährung sein Cholesterin senken?
Ja - aber nur zu einem gewissen Grad (um ca 25%) und anders als man früher dachte, spielt dabei das Cholesterin in der Nahrung nur eine kleine Rolle.
Der mit Abstand größte Anteil des Cholesterins wird vom Körper selbst produziert. Wie viel produziert wird hängt zum einen von genetischen Faktoren ab (Vater, Mutter haben meist ein ähnlch hohes Cholesterin wie man selbst). Zum anderen spielt die Gesamtenergiezufuhr des Körpers eine Rolle. Wenn wir essen, werden die Nahrungsbestandteile vom Darm aufgenommen und in der Leber je nach Bedarf umgewandelt. Kurz gesagt: Wenn viel Nahrung vorhanden ist, wird neben Fett/Eiweiß/Kohlenhydraten auch mehr Cholesterin produziert. Dies geschieht umso mehr bei schnell resorbierbareren Nährtstoffen. Säfte oder zuckerhaltige Getränke, die ohne jede Verdauung sehr schnell aufgenommen werden, erhöhen daher das Cholesterin stärker als ein Ei!
Zur Senkung des Cholesterinspiegels sollte man daher
insgesamt weniger Essen
Nahrungsmittel essen, die vom Körper nur langsam aufgenommen werden (Vollkornprodukte oder anderes mit hohem Ballaststoffanteil, Obst, Gemüse...)
Nahrungsmittel essen, die einen hohen Anteil sogenannter ungesättigter Fettsäuren enthalten (Nüsse, Olivenöl,...)
Wie niedrig soll mein Cholesterin denn sein?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht für jeden gleich. Sie hängt von weiteren Risikofaktoren für Gefäßerkrankung ab. Ein Patient, der schon einmal einen Herzinfarkt hatte oder der als Raucher ein sehr hohes Risiko hat, sollte ein niedriges Cholesterin haben (LDL deutlich unter 100mg/dl, besser noch niedriger). Ein Patient ohne weitere Risiken kann auch bei einem deutlich erhöhten Cholesterinspiegel entspannt bleiben und braucht nicht zwingend eine Tablette.
Brauche ich eine Cholesterintablette?
Wenn das Risiko für die Gefäße hoch ist und Ernährungsmaßnahmen alleine nicht ausreichen, dann kann der Cholesterinspiegel sehr effektiv durch Medikamente gesenkt werden (meistens sogenannte Statine). Im Allgemeinen sind diese gut verträglich und sehr stark wirksam - sie hemmen die Cholesterinbildung im Körper. Jeder 20. Patient leidet unter Muskelschmerzen durch Statine (Cholesterin spielt eine wichtige Rolle in der Zellwand der Muskelzellen) - bei diesen Patienten kann auf eine Alternative ausgewichen oder die Dosis reduziert werden.
Zahlen die Krankenkassen einen Cholesterinsenker?
Die Medikamente werden bei privat und gesetzlich Versicherten erstattet. Bei Letzteren allerdings erst ab einem 10Jahres Risiko > 20% (d.h. 20 von 100 Patienten haben in 10 Jahren einen Schlaganfall oder Herzinfarkt) oder wenn eine Gefäßerkrankung schon vorliegt. Wenn Sie bei uns zum Gesundheitscheck kommen, rechnen wir das individuelle Risiko aus. Auch bei einem Risiko von 10-20% ist evtl. eine Therapie mit Medikamenten sinnvoll, müsste dann allerdings selbst bezahlt werden. Da Statine aber schon lange auf dem Markt sind und von vielen Firmen produziert werden, sind sie recht preiswert.
Wir hoffen Ihnen einen kleinen Überblick gegeben zu haben. Wenn Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben oder wenn wir etwas unverständlich formuliert haben, dann schreiben Sie uns doch bitte oder sprechen uns in der Sprechstunde an.
Herzliche Grüße,
Ihre Hausarztpraxis Rain
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